Reimlinger „Trommlervater“ geehrt
Die Musikkapelle Reimlingen verlieh Heinrich Weigl die Ehrenmitgliedschaft des Vereins. Angepasst an die Voraussetzungen der derzeitigen Situation fand die Veranstaltung im heimischen Garten im Kreise seiner Lebensgefährtin, Familie und Freunde einen feierlichen Rahmen, zu der die Hauptkapelle samt Trommlern aufspielte.
In seiner Begrüßung der Festgäste erinnerte Vorstandsmitglied Michael Kohnle an den einstimmigen Beschluss der Mitgliederversammlung vom 17.01.2020, in dem Heinrich Weigl zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt wurde, ehe er das Wort an den Laudator des Abends, Leonhard Dunstheimer, selbst langjähriger Weggefährte und Begleiter Weigls, weitergab. In seiner Festrede würdigte Dunstheimer das Wirken des Jubilars und führte authentisch nochmals besondere Marksteine seiner Dienste um den Verein vor Augen.
Heinrich Weigl trat 1946 kurz nach Ende des 2. Weltkrieges im Alter von 14 Jahren in die Musikkapelle Reimlingen ein und erlernte bei Musiklehrer Martin Fischer nicht nur Trompete, vielmehr auch Tugenden, die Weigl nachhaltig prägten: Disziplin, Ausdauer und Zuverlässigkeit. Sein musikalischer Weg begann in einer Zeit, in der es nicht unüblich war, dass Musikinstrumente auf abenteuerliche Weise beschafft werden mussten, nämlich im Tausch gegen Lebensmittel. Im Jahr 1955 übernahm Heinrich Weigl im Alter von 24 Jahren bereits Verantwortung im Verein mit dem Amt des 1. Vorstands, später das des 2. Vorstands. In den Jahren 1961-1963 fungierte er als Dirigent, damals noch Einzähler genannt und leitete so einige Jahre aktiv die Geschicke des Vereins, wie zum Beispiel die Anschaffung der ersten Uniform für die Musikanten.
Seine Herzensangelegenheit hob Heinrich Weigl jedoch erst im Jahr 1973 mit der Gründung eines für damalige Zeiten einzigartigen Trommlerkorps aus der Taufe. Nach stetigem Anwachsen der Trommlergruppe, wobei zuerst als Begleitung für die Kapelle bei Umzügen gedacht, schmiedete Tambourmajor Weigl engagiert weiter an seinem Meisterstück. Ab 1977 konnten die Reimlinger Trommler erste Soloauftritte bestreiten, nachdem das Trommlerkorps mit Fanfarenbläsern und Fackelträgern stimmig ergänzt wurden. So zählte man nach und nach als wahre Attraktion und fand in den achtziger und neunziger Jahren weit über die Landkreisgrenzen hinaus viele Bewunderer. „Die Menschen in den Festzelten waren gespannt und neugierig zugleich und richteten auf den Bierbänken stehend die Blicke Richtung Zelteingang, wenn Du mit Deinen kleinen Buben bei Einbruch der Dunkelheit mit Fackeln und Trommelschlägen im Feldschritt eingezogen bist und vorne vor der Bühne Aufstellung genommen hast.“, erinnerte sich Leonhard Dunstheimer in seiner Ansprache zurück.
Dass dem Jubilar jedoch nicht nur das musikalische, sondern vielmehr das pädagogische wichtig war, wurde durch viele Freizeitaktivitäten wie Ausflüge oder Zeltlager deutlich, bei denen er die Trommler mit seiner Lebensgefährtin Rosi liebevoll betreute und versorgte. „All diese Bemühungen um die Buben und die Art, wie Du sie geführt hast, brachten Dir zu Recht den edlen Zusatztitel ‚Trommlervater‘ ein.“, so Dunstheimer weiter. Seit jeher ist diese Tradition eines Trommlerkorps fest verbunden mit der Musikkapelle Reimlingen und Heinrich Weigl.
Für seine beispielhafte Jugendarbeit verlieh ihm deshalb der Vereinsvorstand im Anschluss an die Laudatio neben der Ernennungsurkunde zum Ehrenmitglied symbolisch einen Tambour, der sogleich mit viel Freude von Heinrich Weigl eingesetzt wurde, um nochmals bei erklingender Marschmusik das Trommlerkorps zu leiten. Sichtlich gerührt nahm er diese Ehrung entgegen und machte seinerseits dem Verein eine seltene Fotografie zum Geschenk, die die Musikkapelle Reimlingen bei der Fronleichnamsprozession im Jahre 1948 zeigt.