Jubilate!

Zehn Jahre Kirchenkonzert der Musikkapelle Reimlingen

In ihrem traditionellen Kirchenkonzert am Christkönigssonntag zog die Musikkapelle Reimlingen unter der Leitung ihres Dirigenten Karsten Sell, dieses Jahr zum zehnten Mal, die Zuhörer in der Pfarrkirche St. Georg mit sentimentalen wie erhabenen Klängen in ihren Bann und stimmte mit einfühlsam vorgetragenen Werken von hauptsächlich zeitgenössischen Komponisten die Besucher auf die beginnende Adventszeit ein.

Den Grundstein des Konzerts legte der „Präsentiermarsch des Leib-Kürassier-Regiments Großer Kurfürst Nr. 1“, ein weniger martialischer, sondern mehr feierlicher und ruhiger Präsentiermarsch aus der Feder von Cuno Graf von Moltke (1847-1923).

Es folgte die Komposition „The Magic Valley“ (dt.: Das magische Tal) von Scott Watson (*1962). Die erhabene Grazie des Holzregisters wurde majestätisch vom Blechregister aufgenommen, um den Zuhörern Bilder der atemberaubenden Schönheit und Einzigartigkeit der Landschaft im nordwestlichen US-Bundesstaat Idaho vor Augen entstehen zu lassen.

Ein völliger Gegensatz dazu ist die Adventsfantasie „Mentis“. Thiemo Kraas (*1984) verbindet hier die beiden Adventslieder „Maria durch ein Dornwald ging“ und „Macht hoch die Tür“. Das Orchester begab sich zusammen mit dem Publikum auf die Suche nach Besinnung in dieser vorweihnachtlichen Zeit, um sie anzuhalten und neu Kraft zu finden.

Vertreibung und Flucht, aus welchen Gründen auch immer, sind so alt wie die Menschheit selbst. Mit „Requiem to a Land Forgotten“ (dt.: Requiem an ein vergessenes Land) schildert Robert Sheldon (*1954) die Traurigkeit beim Verlassen der Heimat, aber ebenso die Vorfreude auf die Rückkehr. Dirigent Karsten Sell und das Orchester ließen die Zuhörer durch mehrmaligen Tempowechsel bildlich daran teilhaben.

Es folgte das Hauptwerk des Abends: „Jubilate!“ (dt.: Jauchzt!) von Jacob de Haan (*1959), dessen immer wiederkehrendes Thema aus dem gregorianischen Choral „Viderunt omnes“ stammt. Die Komposition wird von der Kirchengeschichte der Gemeinde Waldkirch am Hochrhein inspiriert. Von den Mönchen, welche die erste Holzkirche bauten, von dramatischen Gefahren wie Feuer und Einsturz, aber auch von einer aufblühenden Kirchengemeinde handelt dieses festliche Werk. Vor dem feierlichen Schluss mit martialischen Klängen und Glockengeläut setzten die Männer des Orchesters den oben genannten gregorianischen Choral gesanglich in Szene und sorgten somit für einen mystischen Höhepunkt des Konzertabends.

Nachdem mit den beiden amerikanischen bzw. englischen traditionellen Volksliedern „Shenandoah“ und „Scarbourough Fair“ ruhigere Töne erklangen, konnte Solist Georg Lutz an der Trompete mit „Music of the Night“ von Andrew Lloyd Webber (*1948) die Konzertbesucher begeistern. Seine Interpretation aus dem erfolgreichsten Musical aller Zeiten, „Das Phantom der Oper“, war sehr gelungen.

Nicht weniger bekannt ist die Musik des Oscar-prämierten Films „Jurassic Park“ aus dem Jahr 1993. Die einprägsammen Melodien von John Williams (*1932), einem der erfolgreichsten Komponisten im Filmgeschäft, kamen beim Publikum in Reimlingen gut an. „Stairway to Heaven“, die weltberühmte Ballade der Band Led Zeppelin schloss das Konzertjahr der Musikkapelle Reimlingen rockig ab, ehe zusammen mit den Zuhörern erneut „Macht hoch die Tür“ erklang und somit wieder adventliche Töne einkehrten.

Johannes Endmeier