Geschichte

Die Entwicklung der Musikkapelle Reimlingen seit ihrer Gründung

Edmund Ratka

1927
Nach mündlichen Überlieferungen stellen sich in diesem Jahr Musikanten zu einem Foto zusammen und findet das erste Fronleichnamskonzert statt. Beides mag dazu beigetragen haben, dass man sich verstärkt als eigene Gruppe neben Sänger- und Kirchenchor fühlt und sich nun als eigenständiger Dorfverein etabliert. Vor allem Pfarrer Streicher und Lehrer Holderied nehmen sich der Musikanten an. Auch neue Mitglieder können geworben werden, sodass unter dem „1. Zähler“ Sebastian Götz weltliche und vor allem kirchliche Feiern in ansprechender Besetzung umrahmt werden können.

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Gründungsmitglieder 1927
Von links: ein Geselle des Musikhauses Macher(Nördlingen),
Sebastian Götz, Leonhard Künast, Georg Ziegler, Gebhard Lutz

1932
Auf Drängen von Johann Künzler wird eine Satzung für die Musikgemeinschaft erstellt. Diese, von Johann Wunderle niedergeschrieben, legt als Vereinszweck neben der Ausübung von guter Instrumentalmusik vor allem die Weckung und Förderung von Kameradschaftlichkeit und Gemeinschaftsgeist in ihrer Präambel fest. Da Pfarrer Streicher die Gemeinde verlässt, nimmt sich Musiklehrer Fischer nun der Kapelle an, der die vorwiegend kirchlichen Auftritte, meist in Verbindung mit seinem Sängerchor, auch leitet.
Über die Kriegsjahre sind keine Aufzeichnungen zugänglich, doch beteiligt man sich nach mündlicher Überlieferung zumindest an den Fronleichnamsprozessionen.

1947
Vor allem Simon Wörle und Sebastian Götz bemühen sich um einen Neuaufbau, wobei ihnen mit Musiklehrer Fischer ein erfahrener und sachkundiger Fachmann als Ausbilder zur Seite steht.

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Die Reimlinger Kapelle im Jahre 1950
1. Reihe: Zeller Matthäus, Kohnle Josef, Diethei Konrad, Wohlfrom Xaver, Hackenberg Lothar, Bendl Albert, Götz Sebastian (sen.), Rathgeber Alois, Weigl Heinrich.
2. Reihe: Götz Sebastian (jun.), Müller Otto, Lutz Hugo, Mayer Michael, Hurler Josef, Ratka Edmund sen., Ott Konrad.
3. Reihe: Tischinger Stephan, Müller Max, Tischinger Alois, Amann Fritz, Hurler Georg, Fink Sebastian.

 

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Die Musikkapelle 1954 beim Fronleichnamsumzug

1958
Die erste Uniform wird angeschafft. Man einigt sich auf eine Schirmmütze mit einer Lyra als Emblem. Zum weißen Hemd mit schwarzer Krawatte wird eine dunkelblaue Hose mit weißen Nahtstreifen getragen. Weil Musiklehrer Fischer bei Unterhaltungsmusiken nicht als Dirigent fungieren will, übernehmen anfangs Vorstand Heinrich Weigl und später Max Müller als „Musikmeister“ diese Aufgabe.

1961
Da die Musikkapelle nur noch 18 aktive Mitglieder zählt, beginnt in den Folgejahren eine recht erfolgreiche Werbung um Nachwuchs. Um als Umzugskapelle attraktiver zu werden, lässt man zeitweilig ein Wägelchen, auf das man die große Marschtrommel platziert, mitten in der Kapelle von einem Esel ziehen.

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Die Musikkapelle 1967: Bei Umzügen wurde die Trommel von einem Esel gezogen.

1970
Endlich erinnert man sich der Bodenständigkeit der Kapelle und schafft sich eine schwäbische Tracht mit blauem Janker an. Außerdem formiert sich ein Bläserquintett zur Pflege ursprünglicher Rieser Tanzmusik.

1971
Als erste Kapelle des Altkreises Nördlingen tritt man dem Bezirk 17 des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes bei.

1972
Edmund Ratka unterstützt den Dirigenten Max Müller bei dessen Arbeit und übernimmt in Folge das Amt des Dirigenten, das er bis heute ausübt.

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Dirigent Max Müller 1972 mit unserem heutigen Dirigenten Edmund Ratka, der bei Auftritten noch als Trompeter gebraucht wurde

1973
Bei einer gezielten großen Nachwuchswerbung wird zum ersten Mal auch die weibliche Jugend angesprochen. Da der Zuspruch alle Erwartungen übertrifft, beschließt man, mit den jüngeren Burschen ein Trommlercorps unter Leitung von Heinrich Weigl zu gründen.

1975
Vor einer Kinoleinwand spielend eröffnet die Kapelle die Filmpremiere „Weiß-Blau“ in München. Auf Anregung von Musiklehrer Fischer findet sich ein Quartett, das sich vor allem barocker Kirchenmusik annimmt.

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Unterhaltungsmusik nach der Filmpremiere „Weiß-Blau“ in München

1977
Die Kapelle übernimmt die Ausrichtung des 4. Bezirksmusikfestes (siehe Seiten 65–68) im Bezirk 17 des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes. Über 10 000 Besucher werden gezählt, als 23 Kapellen durch Reimlingens Straßen ziehen. Im gleichen Jahr beginnt Dirigent Edmund Ratka mit dem Aufbau einer Jugendkapelle.

1978
Die alte Satzung von 1932 wird durch eine neue ersetzt und die Musikkapelle Reimlingen ins Vereinsregister eingetragen.

1980
Josef Kohnle wird für 17-jährige Tätigkeit als 1. Vorstand zum Ehrenvorstand und Albert Bendl für 28-jährige Kassenverwaltung zum Ehrenmitglied ernannt.

1981
Musiklehrer Fischer wird ob seiner großen Verdienste für die Musikkapelle Reimlingen als Ehrenmitglied in den Verein aufgenommen.

1983
Da die Jugendkapelle vollständig in die Stammkapelle wechselt, wächst diese kurzzeitig auf fast 60 aktive Mitglieder an. Im September nimmt man aktiv am Oktoberfestumzug in München teil.

1987
Die Musikkapelle richtet anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens das 12. Bezirksmusikfest des Bezirkes 17 des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes (siehe Seiten 69–72) aus. Als besonderer Wettbewerb wird „Wer hält den längsten Ton?“ durchgeführt. Zum ersten Mal nimmt man als Umzugskapelle am „Brezelfest“ in Speyer teil.

1989
Edmund Ratka beginnt mit dem Aufbau einer Trommlergruppe für Marschmusik, in der die Nachwuchsmusikanten zwei Jahre verbleiben und auf die eigentliche Instrumentalausbildung vorbereitet werden.

1991
Der Musikverein fährt zum Besuch der Kapelle Vegesack nach Bremen, die ein Jahr später zum Gegenbesuch nach Reimlingen kommt.

1992
Im Frühjahrskonzert werden erstmals die neuen Pauken eingesetzt. Im gleichen Jahr besucht man die Blaoskapel „Klein mèr Neugter“ aus Nederweert in den Niederlanden, zu der man dabei enge Freundschaft knüpft.

1995
Da die Anzahl der Musikantinnen und Musikanten stetig wächst, wird erneut eine Jugendkapelle gegründet, die Dirigent Edmund Ratka leitet. Ute Maillinger nimmt sich verstärkt der Nachwuchses an und baut in Folge ein selbstständig auftretendes Vororchester auf.

1996
Jugendkapelle (Anfängerstufe) und Stammkapelle (Oberstufe) erreichen beim Wertungsspiel in Monheim einen 1. Rang mit Belobigung. Zur Feier des 20-jährigen Jumelage-Datums fährt man in die Partnergemeinde Bourgueil.

1997
Mit der gesamten Kapelle besucht man Nederweert, da der befreundete Verein sein 50-jähriges Jubiläum feiert. Die Vereinsjugend bekommt ihre eigene Vorstandschaft und als neue wiederkehrende Veranstaltung wird ein nachmittägliches Jugendkonzert im Bildungshaus beschlossen. Dieses findet seither jährlich abwechselnd mit dem Frühjahrskonzert statt.

1999
Von der Musikkapelle wird in Herkheim die „Serenade zum Großen Zapfenstreich“ mit einer Fanfarengruppe erstmals aufgeführt. Die Jugendkapelle, verstärkt durch die Stammkapelle, wird in Frankreich enthusiastisch gefeiert, als sie in Bourgueil zur Aufstellung des Maibaumes aufspielt.
Im gleichen Jahr beteiligt sich die gesamte Kapelle am Umzug der „Cannstatter Vasen“.

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Gemeinsames Musizieren mit der Blaoskapel „Klein mèr Neugter“ aus Nederweert (Niederlande) 1999 bei unserem im zweijährigen Rhythmus stattfindenden Gartenfest

2000
Als Patenkapelle begleitet und unterstützt man die Musikkapelle Ederheim bei ihrem Bezirksmusikfest, bei dem diese ihr 75-jähriges Jubiläum feiert.
Initiiert vom 2. Vorstand Otto Müller stellt die Musikkapelle am Adlerberg eine neues Kreuz auf.

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Einweihung des neuen Kreuzes am Adlerberg 2000

2001
Große Anerkennung findet die nächtliche Aufführung der „Serenade zum Großen Zapfenstreich“ am Waldrand in Bollstadt.
Im Schlosshof produziert SAT 1 mit der Jugendkapelle einen Fernsehtrailer, wobei die Mädchen in T-Shirts mit Amerikaflagge zu „American Pie“ von Madonna einen Formationstanz präsentieren. Als traditioneller Blasmusikbeitrag wird Edmund Ratka´s „1. Reimlinger Liedermarsch“ aufgenommen.

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Aufführung der „Serenade zum Großen Zapfenstreich“ in Bollstadt 2001

2002
Zum dritten Mal richtet die Musikkapelle Reimlingen nun das Bezirksmusikfest aus. Das 14. Bezirksmusikfest des inzwischen neu gegründeten Bezirkes 16 des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes wird sicher als weiterer Höhepunkt in die Annalen des Reimlinger Musikvereins eingehen, der mit Trommlercorps, Vororchester, Jugendkapelle und Stammkapelle, nun vier Musikgruppen mit über hundert aktiven Mitgliedern betreut.

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